Im Wintercircus fürs Leben lernen

Im Flur des Caritas Jugendhilfezentrums lodern kleine Flammen – doch keine Angst; es brennt nicht. Vielmehr trainieren die Teilnehmer des einrichtungseigenen Winter-Circus‘ für ihren Auftritt. Der liegt zwar noch in ferner Zukunft, aber Übung macht bekanntlich den Meister und so experimentieren die Kinder der Übungsgruppe mit dem Zirkuspädagogen Peter Bethäuser (Circus Luna) den richtigen artistischen Umgang mit dem Feuer

Seit 2017 läuft das Projekt „Winter-Circus“, wie Sebastian Wenzel vom Caritas Jugendhilfezentrum erläutert. Er selbst hat erst im August 2018 seine zweijährige zirkuspädagogische Ausbildung abgeschlossen; gemeinsam mit der Erzieherin Marina Graser betreut er das einrichtungseigene Circus-Projekt „Rafeldinio – Alle machen mit!“. Das winterliche inklusive Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und wird von der „Aktion Mensch“ mit einem Zuschuss von rund 62 000 Euro gefördert, ein Großteil der zusätzlichen Personalkosten werden davon finanziert.

Die Kinder und Jugendlichen aus dem Haus Maria Schutz werden im Rahmen der Heimbetreuung trainiert, externe Zirkusbegeisterte müssen einen Unkostenbeitrag entrichten, der Materialkosten, Kostüme, zusätzliche Trainer, Betreuer und zwei Aufführungen zum Ende der Übungsphase im April mitfinanziert; für Geschwisterkinder gibt es einen Rabatt. Das wöchentliche Training findet mittwochs im Caritas Jugendhilfezentrum in unterschiedlichen Altersgruppen statt.

Von Luft- bis Bodenakrobatik

Das Angebot ist groß, am Anfang sollen die potentiellen Artisten alles ausprobieren, dreimal darf geschnuppert werden, dann steht die Entscheidung an. Das artistische Angebot reicht von Luft- und Bodenakrobatik, über Jonglage, Seiltanz und Laufkugel bis hin zu Diabolos, Rola Bolas, Fakir und Clown.

Der Circus soll begeistern und ganz ohne Leistungsdruck verborgene Talente wecken; das funktioniert. Die Kinder und Jugendlichen „lernen fürs Leben“, sie profitieren – wissenschaftlich bewiesen – von der zirkuspädagogischen Ausbildung im späteren alltäglichen Leben und im Beruf. Wichtig ist dem Jugendhilfe-Team aber auch der inklusive Ansatz, es ist toll, wenn die Hausbewohner, wie aktuell im „Winter-Circus“, außerhalb der Schule mit „externen“ Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen und dabei im schönsten Fall neue Freunde finden.

35 Nachwuchskünstler

Seit November trainieren im Winter-Circus 35 Kinder. Zehn kommen von außerhalb, da ist noch Platz nach oben und so hofft Wenzel noch auf kurzfristige Anmeldungen. Unterstützt werden die Zirkuspädagogen Bethäuser und Wenzel von zwei Zirkustrainern und jugendzirkuserprobten Helfern, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Circus Luna absolvieren. Der Spaß ist bei allen groß, momentan wird witterungsbedingt im Jugendhilfezentrum trainiert.

In der Aula hängen gerade einige potentielle Zirkustalente mit grinsenden Gesichtern von der Decke, mit dicken Matten ist alles abgepolstert. Die Kosten für die Luftakrobatik-Ausstattung der Aula hat die Caritas übernommen, doch ohne finanzielle Unterstützung vom Förderkreis und Sponsoren ginge es nicht, sagt Wenzel und hofft, dass der Winter-Circus weiter angeboten werden kann, wenn die „Aktion Mensch“-Fördermaßnahme ausläuft. Aktuell sind noch Plätze frei, Interessierte können sich noch für das laufende Projekt anmelden.

veröffentlicht Mainpost; 28.12.2018; verfasst von Daniela Schneider

Weitere Informationen zum Circus-Projekt und den Anmeldeformalitäten gibt es unter www.jugendhilfe-zetrum.de