Heilpädagogische Wohngruppen
Heilpädagogische Wohngruppen

Heilpädagogische Wohngruppen

Ein sehr großer Teil des Jugendhilfezentrums sind die Wohngruppen mit einem differenzierten meist heilpädagogischen Angebot.

DIE GEMEINSAMKEIT DER 4 HEILPÄDAGOGISCHEN WOHNGRUPPEN

Alle Gruppen haben regulär 8 Plätze. Einer davon ist in einem sog. innenliegenden Appartement. Dieses gehört zur Gruppe und sukzessive kann sich der/die Jugendliche dort von der Gruppe „abnabeln“. Sie/Er hat dort eine eigene kleine Küche und ein eigenes Bad. Das Appartement ist am Ende des Flurs (in der Mädchengruppe seit Februar 2017 im Anbau), so dass die Distanz zu den anderen 7 auch räumlich größer wird. Die gemeinsamen Mahlzeiten werden reduziert, die Eigenständigkeit (auch im Haushalt) zunehmend unterstützt und gefördert.

Ebenso gemeinsam sind den 4 Gruppen die heilpädagogischen Strukturen im Alltag. Es wird darauf geachtet, dass möglichst jede Regel des Zusammenlebens (z. B. gemeinsame Mahlzeiten, Nutzung des PC, Dienste im Haushalt etc.) eine Verbindlichkeit in der Umsetzung mit sich bringt. Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Stabilität aber auch ein Mitspracherecht bei Änderungen müssen erlernt werden.

Bekocht werden die Gruppen an allen Schultagen von der Gemeinschaftsversorgung. An allen schulfreien Tagen kann dann ganz nach aktuellen Vorlieben und Fähigkeiten auf jeder Gruppe, individuell und auch angepasst an Unternehmungen, gekocht werden. Die sog. Verselbständigungsgruppen (Link zur Seite Verselbständigung) kochen täglich selbst.

Jede Wohngruppe hat eine ihr zugeteilte Reinigungshilfe, welche die Kinder und die Pädagogen im Haushalt unterstützt und z.B. die Bäder und Böden mindestens einmal pro Woche (meist zweimal) nassreinigt und desinfiziert. Wegen den Hygienevorgaben für Heime, der vielen Quadratmeter und der Anzahl der Sanitär-Räume ist dies unerlässlich.

DIE EINGESTREUTEN THERAPEUTISCHEN PLÄTZE

Auf den Gruppen Safari, Sahara, Regenbogen und Anker gibt es im heilpädagogischen Setting jeweils 2 eingestreute therapeutische Plätze. Die Mehrkosten dafür refinanzieren ein Mehr an Pädagogen und damit mehr Zeit, in der die jeweiligen Kinder und Jugendlichen zusätzlich gefördert werden. Die Annahme dahinter ist, dass sich Menschen immer an anderen orientieren, die z.B. mehr Lob für ihr gewünschtes Verhalten und ihre Leistungen bekommen. Dies ist wissenschaftlich belegt und die Auswertung in unserem Alltag gibt uns Recht.

Seit 2018 gibt es die eingestreuten therapeutischen Plätze für Kinder und Jugendliche, die im heilpädagogischen Setting gut betreut werden können, aber mehr Zuwendung und damit mehr Zeit in der Einzelbetreuung bzw. –förderung bedürfen. Durch den höheren Personalschlüssel in der Gruppe wird es möglich, therapie-ergänzende Maßnahmen regelmäßig und konsequent durchzuführen. So wollen wir die zusätzlich zur Verfügung stehende Zeit im Gruppendienst gut und fallgebunden nutzen für die

  • zusammen mit Therapeuten erarbeitete Elemente, an die bis zu täglich erinnert werden muss (Bsp. die Skillbox bei autoaggressivem Verhalten)
  • sexualpädagogische Einzelgespräche bei Unklarheit der sexuellen Identität
  • zusätzliche Bewegungsangebote im Einzelbezug (bspw. Laufen gegen Depression)
  • zusätzliche heilpädagogische Angebote wie Coolnes-Training
  • tiergestütze Heilpädagogik begleiten
  • Unterstützung bei der Kontaktaufnahme in Interaktion mit Gleichaltrigen (Teilhabe-Assistenz)
  • und andere, im Hilfeplan festgelegte Zusatzleistungen im 1:1 Kontakt

Die damit einhergehende Erweiterung im Fachdienst (Psychologie sowie Erziehungsleitung) ermöglicht die professionelle Begleitung der Gruppenerzieher bei besonderen Störungsbildern und fachlich sowie zeitlich intensiven Herausforderungen. Auch ist mehr Zeit für die Einzelstunden mit dem Kind im Fachdienst. Die Elternarbeit und die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie Schule, Kinder- und Jugendpsychiatern und/oder Therapeuten sind intensiver. Interdisziplinär und systemisch werden Kinder und Jugendliche mit therapeutischen Bedarfen angenommen, versorgt, gefördert und gefordert.

IN DER AUSSENWOHNGRUPPE DER JUNGEN GIBT ES NOCH UMF

Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF), die in die Selbstständigkeit geführt werden sollen und heilpädagogische Unterstützung benötigen, wurde 2014 in Bergrheinfeld ein Haus angemietet. Inzwischen ist dort eine reguläre 8-er Wohngruppe – jedoch ohne eingestreute therapeutische Plätze, aber mit 2 zusätzlichen Clearingplätzen für UMF.

Die Gruppe profitiert aus den kultursensiblen Erfahrungen der letzten Jahre. Immer wieder werden beide Betten benötigt, phasenweise aber auch nicht.