Traumapädagogik
Traumapädagogik

Traumapädagogik

In der (teil)stationäre Kinder- und Jugendhilfe werden viele Kinder und Jugendliche betreut, die mit einzelnen oder mehreren traumatischen Erlebnisse und den Folgen davon leben lernen müssen. Häufig sind es multiple Traumata, die über eine längere Zeit hinweg erlebt wurden. Daraus resultieren sehr häufig Traumafolgestörungen und komorbide Störungsbilder, denen wir im Jugendhilfezentrum Maria Schutz adäquat und fachlich begegnen wollen. Aus diesem Grund ist die Traumapädagogik eine der wichtigen und zentralen Säulen in der Einrichtung.

Diese impliziert eine grundlegende Haltung, methodisches Vorgehen und die Veränderung und Anpassung struktureller Bedingungen. Wir distanzieren uns klar von der Traumatherapie und legen unseren Schwerpunkt auf die Integration und Implementierung trauma-pädagogischer Prinzipien, Standards und fachlich abgestimmter Handlungsweisen. Wir erkennen die zentralen Punkte einer trauma-sensiblen Grundhaltung an (siehe Positionspapier der BAG Traumapädagogik), welche sich im täglichen Miteinander wiederspiegelt.

Annahme des Guten Grundes
Jedes Verhalten, das ein Mensch zeigt, macht Sinn in seiner Geschichte! Verhaltensweisen sind individuelle Überlebensstrategien

Wertschätzung
Wertschätzung für die Lebensleistung. Expertenschaft für schwierige Lebenssituationen

Partizipation
Trauma bedeutet Kontrollverlust und Gefühl von Ohnmacht → Teilhabe an möglichst vielen Entscheidungen fördert Selbstwirksamkeit

Transparenz
Wissen über Alltagsabläufe und eigenes Verhalten schafft ein Gefühl von Berechenbarkeit und Kontrolle

Spaß und Freude
Viel Freude trägt viel Belastung!

Des Weiteren orientieren wir uns an zentralen Konzepten der Traumpädagogik, welche sich ebenfalls in unserem alltäglichen pädagogischen Tun wiederfinden. Exemplarisch wird das Konzept des sicheren Ortes skizziert.

Pädagogik des sicheren Ortes (Kühn, 2006/07)

⇒ Traumatisierung beschädigt die Wahrnehmung des inneren Sicherheitsgefühls (z.B. durch Kontrollverlust)

⇒ Ziel: sichere „Orte“ schaffen, um innere Sicherheit wieder zu gewinnen.

    • Verlässliche, einschätzbare und bewältigbare Alltags- und Lebensbedingungen
    • Geschützte Handlungsräume mit unterstützenden Rahmenbedingungen für die Pädagogen

⇒ Sichere Orte schaffen durch:

    • Präsenz
      • Aufmerksamkeit
      • Zuwendung
      • Feinfühligkeit und Trost
    • Verlässlichkeit
      • Als reales, einschätzbares Gegenüber auftreten
    • Kontinuität
      • In der Betreuung und in den Strukturen
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    • Transparenz und Information
      • Über Abläufe, Änderungen und Erreichbarkeit
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    • Haltung des „guten Grundes“
      • Verhaltensweisen sind aufgrund der Entwicklung logisch
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    • Wichtig sind: allgemeine und individuelle Regelungen

Pädagogik der Selbstbemächtigung (Weiß 2005/09)

⇒ Klienten finden mit Unterstützung ihrer Bezugspersonen Stück für Stück das Gefühl wieder, sich selbst, ihre Empfindungen, Gefühle und Verhaltensweisen wahrnehmen und regulieren zu können.

⇒ Die ist die Grundlage für die Veränderung dysfunktionalen Verhaltens

⇒ Selbstbemächtigung durch:

    • Die Förderung des (kognitiven) Selbstverstehens
      • Zu wissen, dass Gewalt gegen Kinder häufiger vorkommt und die Verantwortung bei den Erwachsenen liegt
      • Zu wissen, dass die frühen Erfahrungen noch immer wirken und das Heute beeinflussen
      • Zu wissen wie der Körper und der Kopf reagieren
      • Zu wissen was Dissoziation bedeutet und wie man da wieder rauskommt

    • Die Unterstützung der Selbstakzeptanz
    • Die Förderung von Körperwahrnehmungen und des Selbstausdrucks
    • Die Förderung der Selbstregulation